Langzeitbelichtungen werden immer populärer. Eine samtene Wasseroberfläche, Lichtstreifen von Autos in der Nacht, oder verwischte Wolken am Himmel geben einer Foto etwas faszinierendes, einen fast schon magischen Touch.

Allerdings ist mehr Technik als Magie involviert, und es ist auch keine Raketenwissenschaft. Einige Ausrüstungsgegenstände sind jedoch essentiell.

Hier sind einige Tipps für gelungene Langzeitbelichtungen.

1. Ein passendes Sujet finden

Nicht alle Sujets sind geeignet für Langzeitbelichtungen. Etwas Bewegung muss im Bild vorhanden sein, ansonsten ist die lange Verschlusszeit nutzlos. Ein Berg sieht genau gleich aus, ob er mit einer Verschlusszeit von 1/200 oder 5 Sekunden aufgenommen wurde, mit den entsprechenden Lichtbedingungen. Die meisten Langzeitbelichtungen sind entweder von Wasser, Wellen am Strand oder einem Wasserfall; von sich bewegenden Lichtern wie Autos in der Nacht, oder vorüberziehenden Wolken am Himmel. Aber es lassen sich auch tolle Effekte mit Taschenlampen oder glühender Stahlwolle, Menschen in Bewegung oder Sternen erzielen.

2. Beobachte das Wetter

Regen kann das Bild ruinieren, aber bei regnerischem Wetter lassen sich tolle Wolkenbilder machen. Blauer Himmel ist hingegen eher langweilig, und selbst auf einem Bild der Wellen am Strand machen sich Wolken gut. Langzeitbilder brauchen aber eben Zeit und Vorbereitung, und ein überraschender Wetterwechsel stört enorm, wenn die Ausrüstung gerade fertig aufgebaut ist. Man sollte daher immer die lokalen Wetterseiten im Internet und am besten auch das Regenradar im Blick haben.

3. Benutze ein Stativ

Dieser Tipp scheint eigentlich offensichtlich, und doch sieht man oft Leute freihändig fotografieren, wenn die Lichtverhältnisse nicht ideal sind. Das funktioniert schlecht, die Kamera muss absolut still sein während der Aufnahme. Andernfalls sind Teile des Bilds unscharf, die es nicht sein sollten.

Manchmal kann man die Kamera auf einem Stein, einem Geländer oder einem Baumstumpf abstützen. Ich habe das selbst auch schon gemacht, aber es funktioniert nie so gut wie ein Stativ. Je nach Wetter kann es sogar eine gute Idee sein, die Kameratasche als Ballast in die Mitte des Stativs zu hängen, gerade wenn es starken Wind hat. Dann ist es auch hilfreich, die Kameragurt zu entfernen oder am Stativ zu befestigen, damit er nicht im Wind schwingt.

4. Benutzer eine Fernbedienung

Auf den Auslöser drücken bringt die Kamera zum Vibrieren, und das soll nach Möglichkeit vermieden werden. Es braucht keine Funkfernbedienung, eine normale Kabelfernbedienung reicht. Wer sich ernsthafter mit Langzeitbelichtungen beschäftigen will, findet aber auch Fernbedienungen mit Timer.

5. Stelle den Fokus scharf

Wenn die Ausrüstung aufgebaut ist, geht es ums Komponieren und Fokussieren des Bilds. Mit manuellem Fokus kann einfach scharfgestellt werden, und gut ist. Beim Autofokus kann man durch antippen des Auslösers scharfstellen, und dann währenddem der Auslöser noch angetippt ist, auf manuellen Fokus umschalten. Damit bleibt der Fokus wie eingestellt.

6. Mach ein Testbild

Nachdem der Ausschnitt ausgewählt und das Bild scharfgestellt wurde, hilft es, ein Testbild zu machen – zumindest beim Langzeitbelichten während dem Tag. Nachts lassen sich keine Testbilder ohne lange Verschlusszeiten machen.

Die Kamera wird auf Blendenmodus oder manuell gestellt, und eine geeignete Blende gewählt. Dann wird ein Testbild gemacht und auf der Kamera geprüft. Wenn es keine ausgewaschenen Regionen hat und das Histogram einigermassen gut ausschaut, ist alles bereit.

7. Verwende einen ND Filter

Tagsüber lassen sich keine langen Verschlusszeiten verwenden, ohne dass das Bild überbelichtet wird – selbst mit tiefstmöglichen ISO und der kleinsten Blende. Es muss also die Menge des einfallenden Lichts minimiert werden – man muss so tun als wäre es Nacht. Um dies zu erreichen, verwendet man einen Neutral Density Filter. Diese Filter verringern den Lichteinfall, ohne gleichzeitig dem Bild einen Farbton beizugeben. Jeder “Stop” eines ND Filters verringert das Licht um Faktor 2. Ein ND4 (4-Stop) Filter verringert das Licht um Faktor 4, ein ND8 (8-Stop) Filter um Faktor 8, und so weiter. Wenn das Licht um den Faktor 8 reduziert wird, kann der Verschluss 8-mal so lange offenbleiben wie ohne Filter, bei gleichbleibenden ISO und Blende.

Im manuellen Modus kann man jetzt die Verschlusszeit entsprechend setzen, und im Blendenmodus macht die Kamera die ganze Arbeit. Um die Verschlusszeit abhängig vom Testbild und dem verwendeten Filter zu berechnen, gibt es zahllose Apps und Websites, die dies für einen übernehmen.

8. Das Bild schiessen

Wenn man schliesslich bereit ist, sollte man von der Kamera zurücktreten und über die Fernbedienung auslösen. Ich habe schon mehr als ein Bild ruiniert, weil ich während der Aufnahme den Boden bewegt habe, was wiederum das Stativ bewegt hat.
Wenn die Aufnahme fertig ist, kann man das Bild auf ausgewaschene Regionen prüfen und das Histogram anschauen. Falls sich Probleme zeigen, einfach die Verschlusszeit entsprechend anpassen, und die Aufnahme wiederholen.